
Vertrag läuft spätestens im Juni aus – Bald keine asylsuchenden Flüchtlinge mehr in LAB-Unterkunft in Fürstenau
NOZ: Von Mirko Nordmann | 22.02.2023, 15:06 Uhr
Der Fürsten Forest Power Park in Fürstenau wird künftig nicht mehr als Unterkunft für asylsuchende Flüchtlinge genutzt. Wie Inhaber Georg Dobelmann bei einer Infoveranstaltung zur aktuellen Situation in der ehemaligen Pommernkaserne mitteilte, werde er den Vertrag mit der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen nicht verlängern. Was mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine passiert, bleibt in der Schwebe.
Es war die frühe Überraschung des Abends, die Georg Dobelmann über seinen Mitarbeiter Peter Selter vor mehr als 300 Bürgern verkündete: Über das Ende des auslaufenden Vertrages hinaus soll der Fürsten Forest Power Park nicht mehr generell als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. „Die Pläne für die Immobilie sind andere“, sagte Selter.
Damit hatte der Inhaber des Fürsten Forest Power Park am Dienstag nicht nur die Besucher der Infoveranstaltung überrascht, sondern auch die Verantwortlichen der LAB und die Stadt Fürstenau, die erst am Dienstagvormittag von Dobelmanns Entscheidung erfahren hatten.
Peter Selter, Georg Dobelmann und Matthias Wübbel (von links). FOTO: MIRKO NORDMANN

Der Vertrag zwischen Dobelmann als Besitzer des Ferien- und Freizeitparks und der Landesaufnahmebehörde (LAB) Niedersachsen laufen zum 31. März 2023 aus. Die LAB hat noch die Gelegenheit, die Immobilie maximal drei weitere Monate zu nutzen. Ende Juni wäre dann endgültig Schluss.
„Wenn es eine neue Flüchtlingswelle aus der Ukraine geben sollte, stehe ich sofort bereit, diese aufzunehmen.“
Georg Dobelmann
Inhaber Fürsten Forest Power Park
Mit einer Einschränkung: Dobelmann will die Immobilie weiter für Flüchtlinge aus der Ukraine offen lassen. „Zu diesem Wort stehe ich nach wie vor“, sagte der Ankumer Geschäftsmann. „Wenn es eine neue Flüchtlingswelle aus der Ukraine geben sollte, stehe ich sofort bereit, diese aufzunehmen. Weil ich diesen verdammten Krieg nicht abkann“, stellte Dobelmann klar.
MEHR INFORMATIONEN:
So viele Menschen leben im Fürsten Forest Power Park
- 516 Personen sind in der Einrichtung in Fürstenau untergebracht.
- Davon kommen 28 Personen aus der Ukraine.
- Die übrigen 488 Personen aus Drittstaaten.
- 77 Personen sind alleinreisende Männer.
Stand: 22. Februar 2023
Wie Peter Selter rückblickend berichtete, habe sich Dobelmann nach Ausbruch des Ukraine-Krieges bereit erklärt, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und asylsuchende Familien aus Drittländern in der ehemaligen Kaserne unterzubringen. Das sei in enger Abstimmung mit Stadt und Polizei ein transparenter und gut gelungener Prozess für die Menschen aus der Ukraine und die Asylsuchenden gewesen.
Keine Daueraufgabe für den Nordwesten Fürstenaus
In der Folgezeit habe es viele Diskussionen gegeben, wie es weitergehen könne. So etwas funktioniere nur, wenn man es als Gemeinschaftsaufgabe betrachtet, so Selter. Doch es habe sich gezeigt, dass bei dieser Aufgabe nicht alle mitgenommen werden könnten und dass die Unterbringung von asylsuchenden Flüchtlingen keine Daueraufgabe für den Nordwesten Fürstenaus sein könne.
Selters Ankündigung quittierten viele Besucher mit Applaus, auch wenn sie mit dieser Information kaum gerechnet hatten. Vielmehr waren viele Bürger und vor allem direkte Anwohner der Unterkunft gekommen, um zu erfahren, wie es dort weitergeht, aber auch um ihre Sorgen und ihren Unmut auszudrücken. Der allgemeine Tenor: Die Infoveranstaltung kommt viel zu spät.
„Wir haben wahrgenommen, dass sich die Stimmung verändert hat“, sagte Samtgemeindebürgermeister Matthias Wübbel. Viele Bürger hätten sich Sorgen um die Situation in Fürstenau gemacht.
Denn nachdem anfangs in erster Linie Flüchtlinge aus der Ukraine im Fürsten Forest Power Park untergebracht wurden, stieg in den Folgemonaten die Anzahl der asylsuchenden Flüchtlingen, darunter auch alleinreisende Männer. „Uns ist immer eine ausgewogene Belegung wichtig“, erklärte dazu LAB-Sprecherin Hannah Hintze.
Ladendiebstähle und verdreckte Vorgärten
Aber gerade die jungen Männer ohne Familie bereiten einigen direkten Nachbarn der Flüchtlingsunterkunft seit Monaten Sorgen. „Ich habe Angst, die Enkelkinder nach draußen zu lassen, wenn es dunkel wird“, sagte ein Bürger. Andere berichteten von verdreckten Vorgärten und vermehrten Ladendiebstählen im Netto-Markt und einer Tankstelle.
Klaus Dierker (links) und Eckard Middendorf von der LAB Niedersachsen. FOTO: MIRKO NORDEMANN
Klaus Dierker, Leiter der LAB Niedersachsen, versicherte den Bürgern, dass er die Gefühle der Anrainer sehr ernst nehme. „Ich kann nachvollziehen, wie sie Anrainer sich fühlen. Wir besprechen das auch mit den Flüchtlingen.“ Dort, wo 500 bis 600 Leute leben, gebe es auch Menschen, die sich nicht an die Regeln halten, räumte Dierker ein. Das sei in der Unterkunft in Fürstenau nicht anders.
Das sagt die Statistik der Polizei
Matthias Meister, Leiter des Polizeikommissariats Bersenbrück, machte deutlich, dass sich das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger nicht mit dem objektiven Kriminalitätsaufkommen decke. „Nicht in jeder Gruppe von Jugendlichen sind Straftäter zu vermuten“, warnte Meister davor, Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen.
Matthias Meister (links) und Kreisrat Winfried Wilkens vom Landkreis Osnabrück. FOTO: MIRKO NORDMANN

Die Statistik der Polizei zeige, dass sich keine der 29 in den vergangenen zwölf Monaten registrierten Straftaten gegen Fürstenauer Bürger gerichtet habe. 12 Straftäten hätten sich außerhalb der Liegenschaft der Flüchtlingsunterkunft zugetragen, davon handele es sich um acht Ladendiebstähle, drei Taten außerhalb des Stadtgebietes und eine Körperverletzung, an der Bewohner der Unterkunft und ein ehemalige Wachmann der Liegenschaft beteiligt gewesen seien.
Wie Meister weiter berichtete, sei die Polizei innerhalb eines Jahres elfmal in die Unterkunft gerufen worden, weil es Streit zwischen den Bewohnern gegeben habe. „Das ist nicht viel“, so Meister. Auch Matthias Wübbel betonte, dass es keine besonderen Vorfälle gegeben habe. Die Kommunikation zwischen Landesaufnahme und der Stadt sei immer offen gewesen.
Dank an Fürstenauer Bürger
Klaus Dierker bedankte sich bei allen Fürstenauer Bürgern, die mitgeholfen haben, den geflüchteten Menschen Zuflucht zu bieten. „Wir waren dabei, eine gute Unterbringung aufzubauen“, sagte der LAB-Chef, „so bitter, wie es ist, müssen wir uns nun von Fürstenau verabschieden.“ Dierker geht davon aus, dass die Belegung durch die LAB Niedersachen im Fürsten Forest Power Park spätestens am 30. Juni endet. Denn es sei derzeit nicht sinnvoll, so eine Unterkunft mit einer Kapazität von 600 Menschen nur für Flüchtlinge aus der Ukraine vorzuhalten.